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Nr. 2 / 2022
Eine verschwommene schwarz-weiß Aufnahme des Bahnhof in Hannover
philosophie heterotop

»Philosophie in deinem Leben« – Ein Verein zur Förderung der Philosophie

Der frisch gegründete Verein »Philosophie in deinem Leben – PhideL« wird getragen von sieben Gründungsmitgliedern und dem gemeinsamen Wunsch, uns und anderen einen Ort der Begegnung und der Bildung zu bieten. Mit Sitz in Dortmund wollen wir philosophisch interessierte Menschen in der Metropolregion Ruhr und dem westlichen Westfalen ansprechen. Mit den Begegnungs- und Bildungsangeboten, die wir organisieren, möchten wir einen Raum schaffen, in dem es zu einer lebendigen Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Überzeugungen und Ansichten kommt. In den gesprächsöffnenden Settings, die wir in Zukunft gestalten möchten, wollen wir zum Philosophieren ermuntern. Wir wollen unser Wissen teilen und sind an Erkenntnissen interessiert, die durch Dialog entstanden sind.

Unserer Ansicht nach steht eine lebendige demokratische Kultur auf einem unscheinbaren Fundament: Dem Gespräch über öffentliche Angelegenheit. Solches Gespräch schaut auf das Geschehen in der Welt, macht das gute Leben zum Thema, spricht über richtige Politik, bedenkt den Geist der Zeit und thematisiert all das Denkwürdige, das im Land und in der Welt geschieht. Wird das Gelingen solcher Gespräche strukturell verhindert, so sehen wir die Substanz für demokratische Kultur selbst gefährdet. Mit Bedauern beobachten wir, wie sehr der Raum für Diskurse beschädigt wurde und wie die Diskurs-Kultur sich verändert hat. Diesen schlechten Entwicklungen etwas entgegenzusetzen, war einer der Beweggründe für die Vereinsgründung.

Wir nehmen wahr, dass Begegnungen im digital organisierten Diskursraum nur scheinbar selbstbestimmt ablaufen. In Wirklichkeit werden sie vorbestimmt durch algorithmische Vorauswahl und bleiben nachmalig dann auf Echokammern beschränkt. Mehr noch: Digitaler Kontakt mit fremden Meinungen wird mehr und mehr verknappt durch den psychologischen Faktor, dass die Sucht nach Bestätigung (confirmation-bias) den Kontakt mit Fremdartigem verhindert. Was die Kultur der Diskussion angeht, finden wir kaum Begegnungsräume, wo diese Kultur gepflegt werden kann. Die hektischen und im Lärm der Menge schnell verflachenden Begegnungen bei politischen Veranstaltungen im öffentlichen Raum vergällen den öffentlichen Austausch mehr als dass sie ihm nützen. Sie zur Norm zu erklären ist eine Abdankung an die Kultur des vernünftigen Austausches. Ebenso wie die vielfach beklagte Tendenz, dass im öffentlichen Austausch viel zu übereilt das Tischtuch zerschnitten wird: Überlegen geglaubte Meinungsführer, moralisch-ereifernde Hektik, politisierende Gruppenbildung (neuer Tribalismus) führen in der Folge zu Front-Bildungen, Meinungs-Bestätigungs-Kammern, sowie Gruppenbildung durch Feindbild-Bewährung. Für eine gesunde Demokratie ist das Gift.

Für sich genommen ist bedeutsam erstens, dass wir miteinander sprechen und zweitens, was und worüber wir miteinander sprechen. Nicht zu vernachlässigen ist aber auch drittens, was mit uns geschieht, während wir miteinander sprechen. Denn das öffentliche Gespräch ist der Erprobungsort politischer Tugenden. Es ist das Rückgrat einer demokratischen Gesellschaft, weil es hier zur politischen Begegnung mit dem Gegenüber und der Besinnung auf das Eigene kommt. Begegnungen solcher Art transformieren das Selbst; wir wachsen in ihnen über uns hinaus. Die von öffentlichen Angelegenheiten bewegten Bürger üben in solchen Gesprächen Skepsis, Verantwortung und Toleranz, indem sie die eigene Rede gebrauchen, der fremden Haltung gewogen sind und Ideen abwägen.

Solch eine demokratische, offene Kultur wollen wir im Verein bewahren und nach Kräften fördern. Heimisch in einer der diversesten und pluralistischsten Gegend Deutschlands – der Metropolregion Ruhr – sehen wir es als bürgerliche Aufgabe an, demokratische Lebensformen im Zusammenhang mit dem Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt weiterzuentwickeln. Diesen gemeinnützigen Zweck haben wir in unsere Satzung übernommen. Dafür organisieren wir unsere Begegnungsangebote, welche auch in Kooperationen mit universitären Instituten und anderen Bildungsträgern geplant und durchgeführt werden sollen. Für unsere Arbeit stehen unter anderem zwei eigene Räume zur Verfügung, welche angebunden sind an die Philosophische Praxis Dr. Funke, die Räume des ersten Vorsitzenden.

Philosophische Angebote unseres Vereins werden sein: Kontemplative Gruppentreffen (Deep Philosophy), Lesungen, Podiumsdiskussionen, Philosophisches Frühstück und Philosophischer Spaziergang. Auch in diesen Settings steht die Begegnung im Mittelpunkt, diese haben aber die Selbstbildung und das persönliche Wachstum zum Ziel. Daneben ist es unser Wunsch, Bildungsangebote in Zusammenhang mit Philosophie zu organisieren, denn nicht zuletzt sind wir auch selbst noch Reisende auf dem Weg der Erkenntnis und streben nach geistigem Wachstum durch gemeinsames Gespräch und neue Impulse. An neuen Projektvorschläge und Kontakten sind wir jederzeit interessiert (Zur Kontaktaufnahme: phidel.do@gmail.com).