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Nr. 1 / 2022
Blick in eine alte Bibliothek,Links ein Bücherregal, rechts davon eine Reihe von Marmorbüsten
Konservatismus

Die bundesrepublikanische Variante eines Liberalkonservatismus: Bürgerlichkeit und Common Sense in der Ritter-Schule

Ausgebliebene Revolution

An der Bundesrepublik haftete der Makel der versäumten Selbstbefreiung und der ausgebliebenen Revolution. Dass es buchstäblich kaum Bewahrenswertes zu geben schien, wird daraus ersichtlich, dass auch die Christdemokraten nach 1945 den Begriff des Konservatismus mieden wie der Teufel das Weihwasser. Die Narration von einem geschichtslosen Land, das sich im Schatten von Menschheitsverbrechen und nationaler Katastrophe erst mühsam seine eigene zustimmungsfähige Erfolgsgeschichte und damit seine Identität erarbeiten musste, entfaltete so ihre Attraktivität. Zwar erhob eine kritische Linke gegen die Adenauer-Republik früh den Vorwurf, restaurative Tendenzen zu stärken. Aber diese Attacken artikulierten eher ein allgemeines Unbehagen, das sich gegen die Rückkehr zu Weimarer Zuständen ebenso richtete wie gegen die fortwährende Präsenz von ehemaligen NS-Eliten und Mitläufern in Politik, Justiz, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Publizistik. Allerdings verbarg sich dahinter noch kein politisierbarer Konflikt, denn normativ blieb eine Restauration von vornherein desavouiert. Der Verdacht richtete sich vielmehr gegen jene, die das Grundgesetz nur als Fassade ansahen und an antidemokratischen Überzeugungen festhielten.

Erst die 1960er Jahre brachten eine Dynamisierung der politischen Kultur, die auch das ideologische Vokabular – notabene nach dem ausgerufenen »Ende der Ideologie« (Aron 1957; Bell 2002) im Jahrzehnt zuvor – wieder aktivierte. Der gesellschaftliche Wandel stand unter dem Stern der Reform – sie wurde zum Signalwort für junge Intellektuelle, die in den Jahren von Spiegel-Affäre, Bildungsexplosion und Pop-Kultur für Modernisierung eintraten. Der Streit um die Geschwindigkeit manifestierte sich in der diffusen Sehnsucht der Achtundsechziger nach Revolution.

 

Konservatismus als Relation: intellektuelle Begründung der Bundesrepublik

Vor diesem Hintergrund kann man die Jahre 1967–69 – Studentenrevolution bis zum »Machtwechsel« – auch als Inkubationszeit eines bundesrepublikanischen Liberalkonservatismus begreifen, also einer politischen Haltung, welche die oft karikierte f.d.G.O. (»freiheitlich demokratische Grundordnung«) bewahren wollte. Für Deutschland ein Novum: ein intellektueller Konservatismus auf dem Boden der Demokratie, ein liberaler Normalkonservatismus. Damit wurde die Gleichsetzung des Konservatismus mit einer antiliberalen Rechten in Deutschland zum ersten Mal ausgehebelt. Auch für die Bundesrepublik galt fortan, dass Konservativsein in erster Linie eine Relation beschreibt – und keine Gegnerschaft zur Moderne. Unter den politischen Denkern waren nicht wenige reformerische Sozialdemokraten, die sich angesichts der linksradikalen Herausforderungen dem Begriff des Konservatismus näherten: Karl-Dietrich Bracher, Wilhelm Hennis, Hermann Lübbe oder Kurt Sontheimer zählten zu ihnen. Der neulinken Forderung nach der Demokratisierung aller Lebensbereiche setzten sie die Entlastung durch Institution, die Verantwortlichkeit der Mandatsträger, Gewaltenteilung und die Betonung der bürgerlichen Freiheit entgegen.[1] Sie vertraten ein Modell der begrenzten Demokratie, die in der parlamentarisch-repräsentativen Form ihr Definitivum gefunden hatte. Die Keimzelle eines philosophisch anspruchsvoll grundierten Liberalkonservatismus ließ sich im Collegium Philosophicum an der Friedrich-Wilhelms-Universität Münster verorten, wo sich um Joachim Ritter (1903-1974) ein akademischer Kreis bildete, der auf vielen Ebenen das geistige Klima der Bundesrepublik beeinflusste.[2]

Die Ritter-Schule verkörperte aus der Sicht ihrer linken und linksliberalen Kritiker alle kontaminierten Bestände konservativen Denkens: den Rechtshegelianismus, den Dezisionismus Carl Schmitts, den Institutionalismus Arnold Gehlens (Habermas 1981: 311–464, 1985: 30–56; Saage 1983: 68–116; Dubiel 1985; Brunkhorst 1987; Hilger 1995). Man warf den Münsteranern vor, mit einem technokratischen Positivismus zu sympathisieren und geistige Tätigkeiten auf Kompensationsfunktionen, die die Moderne gerade noch erträglich machten, zu beschränken. Hermann Lübbe und seine Mitstreiter waren einerseits ein »intellektuell unerhebliches Reaktionsphänomen« (Habermas 1981: 368), andererseits aber scheinbar so gefährlich, dass eine scharfe Auseinandersetzung notwendig war. Jedenfalls wurde sie als das intellektuelle Zentrum des neuen Konservatismus angesehen (Leggewie 1989: 73–77). Es bleibt also erklärungsbedürftig, welche Auffassungen in der Ritter-Schule eigentlich vertreten wurden und worin ihr Konservatismus eigentlich bestand. Meine These ist, dass ihre Gegner sie zwar zu Recht als maßgebliche Potenz in der politischen Philosophie der Bundesrepublik identifizierten, aber sie war keineswegs das, wofür Jürgen Habermas und andere sie lange Zeit hielten. Sie ist Liberalismus-konservierend, also liberalkonservativ, und hat ideengebend und integrierend auf die intellektuelle und politische Kultur Westdeutschlands gewirkt.

 

Liberalkonservative Denkmotive

Die allgemeinen Denkmotive und Ideen, die folgenreich für die politische Philosophie im Ritter-Kreis wurden, lassen sich gut benennen. Essentiell bleibt die für die Moderne konstitutive Entzweiung, die Schicksal und Chance zugleich ist. Das geistige Leben des modernen Individuums steht vor der Aufgabe, seine Existenz in unaufhebbaren Spannungsverhältnissen einzurichten: das Auseinandertreten von Herkunft und Zukunft, die zunehmende Abstraktheit einer von Naturbeherrschung, Arbeitsteilung und Industrialisierung geprägten Erfahrungswelt, der Zwiespalt zwischen einer sich ausdifferenzierenden Subjektivität und der Notwendigkeit objektivierender Institutionalisierung einer politischen Ordnung. Ritter – und mit ihm die meisten seiner Schüler – interpretiert Hegels politische Philosophie als eine Philosophie der Freiheit, der es im Kern um die rechtsstaatlich geschützte Entfaltung von Subjektivität geht.

Entzweiung wird hier also nicht als Drama der Moderne, als etwas zu Überwindendes verstanden, sondern sie ist ein konstitutives Element der Freiheit, denn nur in der Spannung von staatlich organisierter Gemeinschaft und garantiertem individuellen Freiheitsraum ist Bürgerlichkeit, bürgerliches Leben möglich. Die Aufnahme aristotelischer Motive und auch Hegels Rechtsphilosophie der bürgerlichen Gesellschaft wären allerdings zu eng verstanden, würde man sie auf die (fraglos nicht mehr vorhandene) bürgerliche Klasse beschränken. Die Ritter-Schule vertritt eine Philosophie freiheitlicher Individualität.

Der modernitätsoffene, säkular geprägte Ritter folgte Hegel darin, »daß alle Menschen als sie selbst in ihrer Subjektivität zu einem Leben zu kommen vermögen, in dem sie als Freie bei sich selbst sind« (Ritter 2003: 373). Gleichzeitig wusste Ritter, dass der Staat und seine Institutionen allein kein individuelles Glück garantieren können. In einem Aufsatz aus dem Jahr 1956 formulierte Ritter bereits eine strukturell verwandte Variante der allseits bekannten Böckenförde-Doktrin, nach welcher der Staat von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht garantieren könne (Böckenförde 1976: 60). Anders als später bei Böckenförde spielt jedoch die Religion nur eine untergeordnete Rolle. Bei Ritter heißt es:

»Die Politik kann nicht selbst das Glück schaffen, das sie herbeiführen und sichern soll; dies bleibt Sache der Einzelnen und ihres persönlichen Lebens. So weist der Zweck der Politik und der politischen Ordnung über ihren eigenen Bereich hinaus auf das sittliche Wirken und die Tüchtigkeit des Einzelnen.« (Ritter 2003: 101).

Es ist charakteristisch, dass weder der Staat noch die Nation bei Ritter hervorgehoben werden, auch der soziale Konflikt kommt nicht vor. Was Ritter stattdessen ins Blickfeld rückte, waren die Kompensationsphänomene im kulturellen Leben, die konstruktive Verarbeitung von beschleunigten Modernisierungsprozessen. Nicht die Entfremdung zu beklagen, sondern die Leistungsfähigkeit menschlicher Vernunft und moderner Lebenssinngenerierung in Erinnerung zu rufen, darin bestand Ritters Anliegen.

Es ist meiner Einschätzung nach wenig zielführend, die Ritter-Schüler an den Intentionen ihres Lehrers zu messen und mit Bezug auf eine politische Philosophie den Streit um die reine Lehre auszurufen. Insbesondere die Ritter‘sche Mitte – Hermann Lübbe, Odo Marquard, Robert Spaemann sowie die Juristen Ernst-Wolfgang Böckenförde und Martin Kriele – sind zwar unverkennbar von seinem Entzweiungstheorem geprägt und haben sich Ritters Hegellesart zum Teil zu eigen gemacht. Für ihr jeweils unterschiedlich akzentuiertes politisches Denken sind jedoch noch andere Einflussgrößen und Ideen konstitutiv. Die Konvergenzphase der Ritterianer, die vermutlich in den 1970er Jahren ihre größte Dichte erreicht, lässt sich anhand folgender Bausteine einer politischen Theorie plausibel machen: erstens eine an Arnold Gehlen und Helmut Schelsky geschulte Institutionentheorie, welche die Entlastungs- und Stabilisierungsfunktion von Institutionen auf die parlamentarische Demokratie überträgt und überdies mit Ritters Überlegungen zum sittlichen Verpflichtungscharakter von Institutionen verbunden wird (Ritter 1970: 59–65); zweitens die Werbung für einen pragmatischen Dezisionismus, der sich zum einen gegen technokratische Sachzwanglogiken, zum anderen aber gegen idealisierende Diskurstheorien richtet; drittens die Reflexion über die moralischen Ressourcen politischen Handelns, welche eben eher in vorpolitischen Traditionsbeständen und Orientierungen liegen – die Stichworte sind hier Common sense und Zivilreligion – als in moralischen Zwecksetzungen; viertens schließlich die Betonung eines politischen Konzepts von Bürgerlichkeit, das Pluralität, Individualität und politische Verantwortung des Einzelnen gleichermaßen betont.

 

Eklektizismus als Freiheit

Es ist offensichtlich, dass die intellektuellen Referenzgrößen einer solchen politischen Philosophie in erheblichem Maße dem Klima der 1950er Jahre entstammen; die Verbindungen Ritters und seiner Schüler zu Gehlen, Schmitt oder Forsthoff sind gut dokumentiert. Kennzeichnend bleibt aber die im positiven Sinne eklektizistische Rezeption vieler Denkströmungen. Hermann Lübbe hat das Rezept, wie sich bestimmte theoretische Einsichten ohne Rücksicht auf ihre politische Observanz aneignen lassen, in seinem nunmehr klassischen Beitrag Carl Schmitt liberal rezipiert dargelegt (Lübbe 1988: 427–440). Marquards spielerischer Umgang mit Schmitt oder Gehlen hat die angenehme Nebenwirkung, Verspannungen im Umgang mit antiliberal belasteten Denkern zu lösen, ohne in den Verdacht der Apologetik zu geraten. Bekanntheit erlangte seine spöttische Variation von Schmitts Dezisionismusformel: »Vernünftig ist, wer den Ausnahmezustand vermeidet.« (Marquard 2004: 91–96) Charakteristisch ist auch sein (nicht so bekannter, weil unveröffentlichter) Vierzeiler aus dem Jahr 1962, der Gehlens Institutionentheorie karikiert: »Entlaste dich / und frag’ nicht viel: / sei nicht vernünftig, / sei stabil!«[3] Es wäre völlig verfehlt, in Marquards Gehlen-Rezeption, die den Gedanken der die Moderne begleitenden Entlastungs- und Kompensationsprozesse attraktiv finden musste, eine unkritische Aneignung zu sehen. Die normative Leerstelle von Gehlens philosophischer Anthropologie hatte Marquard schon 1965 in seinem Beitrag zur Ritter-Festschrift klar benannt: Sie bringe es »zu keiner Theorie gegen ungerechte Verteilung der Entlastungsmittel, zu keiner gegen Unterdrückung« (Marquard 1965: 220). Darum wisse Gehlen »zwar zu begründen, warum der Mensch kein Tier ist, nicht aber warum er kein Unmensch sein dürfe« (ebd.).

Als Reaktion auf die Proteste der Studentenbewegung und die neue Linke nahm die politische Philosophie der Ritter-Schule schließlich schärfere Konturen an. In den scharf geführten Auseinandersetzungen der 1970er- und 80er-Jahre um Bildungspolitik, Regierbarkeits- und Legitimationskrisen der westlichen Demokratien, um das Erbe der Aufklärung und schließlich um den Umgang mit der deutschen Geschichte wurden die Grundzüge einer liberalkonservativen Haltung deutlich, die die geistigen Errungenschaften einer bundesrepublikanischen Erfolgsgeschichte in einer Reihe von Dichotomien präsentierte: Verantwortung gegen Gesinnung, institutionalisierte Dezision gegen herrschaftsfreien Diskurs, Tradition und Sittlichkeit versus Utopie und Moralität, eine unzeitgemäße »Apologie der Bürgerlichkeit« (Marquard) gegen Prophezeiungen vom Untergang des Spätkapitalismus. Die Beweislast trage der Reformer, der beschleunigte Fortschritt verlange kulturell nach Kompensationen, Ideologien aller Art sei mit Skepsis zu begegnen, so lauten die eingängigen Glaubenssätze der Ritterianer. Man findet sie beispielsweise in Lübbes Schriften Theorie und Entscheidung (1971) und Fortschritt als Orientierungsproblem (1975), in Spaemanns Zur Kritik der politischen Utopie (1977) oder in Krieles Recht und praktische Vernunft (1979), die zu den wesentlichen Begründungsschriften eines bundesrepublikanischen Liberalkonservatismus zu zählen sind.

Der Staat wurde verstanden als der »liberalitätsgarantierende Ordnungsrahmen des gesellschaftlichen Pluralismus«, wie Lübbe (1988: 439) schreibt, und seine Institutionen fixieren »das Selbstverständliche oder machen vielmehr das, was sie fixieren, selbstverständlich« (Lübbe 1971: 13). Der Dualismus von Freiheitsgarantie und Verpflichtungscharakter der Institutionen wird von Lübbe noch einmal betont:

»Institutionen sind es, von deren Festigkeit und Zweckmäßigkeit im Normalzustand abhängt, ob wir in unseren Freiheitsansprüchen gesichert sind. Institutionen aber verpflichten uns, und zwar trivialerweise auch dann, wenn Freiheitsgewährung ihr Zweck ist.« (Lübbe 1979: 195).

Laut Lübbe sind die politischen Probleme des modernen Wohlfahrtsstaates nicht als Ziel-, sondern als Steuerungskrisen zu behandeln. Die Fragen der moralischen Leitlinien für die Politik bleiben eher randständig. Aus dem, was alle wollen – Gerechtigkeit, Frieden, Glück –, sei nichts herzuleiten, äußert Lübbe (1975: 132) nicht ohne Sinn für Provokation. Ethik und moralische Fragen werden von den Ritter-Schülern an den Bereich der privaten Lebensführung delegiert. »Das Normative ist vor allem das Kleine«, findet Marquard (2003: 80), und auch Spaemann (1989: 183 f.) sieht in der Ethik primär »die Reflexion auf die Bedingung gelingenden Lebens«. Dahinter steht die Einsicht, dass der Mensch von eigenverantwortlicher moralischer Entscheidung durch keine moralphilosophische Vorleistung erlöst werden kann. Gleichwohl wären die Ritter-Schüler falsch verstanden, wenn man ihnen soziale Kälte oder Gesellschaftsferne vorhielte. Im Gegenteil, bundesrepublikanische Lebenswelten und Alltagspraxis sind gerade in Lübbes praktisch-philosophischer Zeitdiagnostik sehr präsent.

 

Pragmatische Vernunft ohne Originalitätszwang

Für eine geistige Legitimation der westdeutschen Demokratie bietet sich die politische Philosophie der Ritterianer an, weil ihr die liberale Demokratie affirmierender Denkweg repräsentativ für die »Liberalisierung als Lernprozess« (Ulrich Herbert) ist. Die Entwicklung und Stabilisierung der Demokratie in Deutschland konnte, wie Lübbe wusste, kaum von Beginn an mit normativen Erwartungen überfrachtet werden. Dazu wog die Hypothek einer post-totalitären Gesellschaft mit Millionen Ex-NSDAP-Genossen zu schwer. Das Bedauern über die ausgebliebene Revolution der Deutschen gegen die nationalsozialistische Diktatur blieb zwar verständlich, aber dieser Makel war nicht zu beheben. Die Demokratie war das Geschenk der westalliierten Siegermächte. Entscheidend wurde das Bestreben, im Rahmen einer funktionierenden Institutionenordnung auf längere Sicht eine politische Kultur der Demokratie auszubilden. Es ist selten bemerkt worden, dass gerade diese schonungslose Sicht auf den Umgang mit dem Nationalsozialismus, welche die Modalitäten eines »kommunikativen Beschweigens« (Lübbe) als nötiges Integrationsmedium konstatierte, die ideologischen Nachwirkungen des Totalitarismus für gravierender hielt als diejenigen, die im Land der Täter idealistischen Sehnsüchte nach einer unmittelbaren gesellschaftlichen Selbstaufklärung nachhingen.[4]

Zumindest aus der Perspektive der Ideengeschichte kann politische Philosophie verschiedene Funktionen haben. Sie muss nicht notwendig Anspruch auf ein Originalitätspatent erheben. Es wäre ganz im Gegenteil sogar naiv, wenn nur das Originelle zählen würde. Es handelt sich vielmehr meist darum, richtige und schon einmal bekannte Ideen in Erinnerung zu rufen und sie in neuen Kontexten zu stärken. Dass Liberale seit den Zeiten Mills davon Abstand genommen haben, in sich geschlossene Ideensysteme zu entwickeln und sich eher zu unterschiedlichen Formen des Eklektizismus bekennen, ist keine Neuigkeit und gilt für Isaiah Berlin ebenso wie für Ralf Dahrendorf. Politische Reflexion kann helfen, sich über die Legitimationsgründe eines demokratischen Gemeinwesens klar zu werden. Im Blick auf die Ritter-Schüler bedeutet dies, dass ihre »staatstragende« Adaption konservativer Traditionslinien »arbeitsteilig zu einem liberalkonservativen Grundverständnis beigetragen« und damit integrierend gewirkt habe, wie ein versöhnlicher Jürgen Habermas (1995: 117 f., 121) im Rückblick feststellte. Die Form der Arbeitsteilung gilt zum einen innerhalb des gesamten Feldes derer, die man als liberalkonservativ begreifen kann, und die Ritter-Schüler finden sich hier in guter Gesellschaft: Dolf Sternberger, Karl-Dietrich Bracher, Thomas Nipperdey, Hans-Peter Schwarz, Hans Maier, Wilhelm Hennis, Kurt Sontheimer – um ohne Anspruch auf Vollständigkeit nur einige zu nennen.

 

Anschlussmöglichkeiten

Man sollte sich aber nicht darauf beschränken, die Verdienste der Ritter-Schüler lediglich historisierend zu würdigen. Sicherlich, sie haben auf ihre Weise zur Verwestlichung, Liberalisierung und zur intellektuellen Begründung der Bundesrepublik beigetragen. Neben dieser staatstragenden Rolle, die auch in allerlei Ehrungen, Würdigungen und Preisverleihungen zum Ausdruck gekommen ist, haben sie aber auch habituell und in Denkstilen der Gelassenheit, Ironiefähigkeit und Skepsis einiges hinter sich gelassen, was das politische Denken in Deutschland geprägt hat. Sie verkörpern einen Abschied von etatistischen Sonderwegen ebenso wie von utopisch überfrachteten politischen Konzeptionen.

Nicht zu unterschätzen sind auch ihre Übersetzungs- und Kommunikationsleistungen einer anspruchsvollen Philosophie in breitenwirksame Essayistik, die sie zu Zeiten gepflegt haben, als das intellektuelle Klima ebenso theorieversessen wie theoriegläubig war. Sie taten dies, ohne ihren eigenen denkerischen Anspruch zu verwässern. Die Vorzüge der Beschäftigung mit Joachim Ritter und seinen Schülern liegen darin, dass ihr Philosophieren nie hermetisch wirkt und den Leser auf produktive Abwege führt, auch deshalb lohnt die Lektüre ihrer Texte weiterhin. Man kann mit ihnen anfangen zu denken und nimmt Leitideen ins Gepäck, an denen man sich abarbeiten muss. In manchmal unzeitgemäßer Diktion haben sie viele Themen vorweggenommen, die später en vogue wurden – sei es die vermeintliche Rückkehr der Religion, die kommunitaristischen Themen von kollektiver Identitätsbildung bis zum Gemeinsinn, die Problematik von Technik und Sachzwängen in einer planenden Politik, aber auch die Einsicht in die Tatsache, dass der dünne Firnis der Zivilisation Frieden und Wohlstand nie zur Selbstverständlichkeit werden lässt. Der Anfälligkeit für einen Irrationalismus der Ideologiegläubigkeit und die Furcht vor der Rückkehr kriegerischer Gewalt hatten sich dieser Zeitzeugengeneration von Nationalsozialismus und Vernichtungskrieg lebensgeschichtlich eingebrannt. Auch weil die Auffassungen, die durch ihre Philosophien vermittelt werden, periodisch aktuell bleiben, sind Ritter und seine Schüler auf dem Weg, Klassiker zu werden, die einen festen Platz in der deutschen Philosophiegeschichte beanspruchen dürfen.

Dass aus Joachims Ritters Schule »die unabhängigsten Geister der sechziger Jahre gewachsen waren«, wie Jürgen Kaube (2013: 25) einmal schrieb, mag auch dazu beigetragen haben, sich wieder mit Ritter selbst zu beschäftigen. Gegen jene Stimmen, die gern darauf verweisen, wie anachronistisch die Diskurse der alten Bundesrepublik angesichts neuer Konstellationen in einer postnationalen, globalisierten und vom digitalen Fortschritt weiterhin beschleunigten Welt wirken müssen, lassen sich einige Argumente dafür finden, die das Denken Ritters und seiner Schüler auch weiterhin bedeutsam erscheinen lassen. Zumal das Überlegenheitsgefühl avancierter Gesellschaftstheorien im Zuge neuer globaler Krisen von der Pandemie bis zum russischen Angriffskrieg rapide pulverisiert worden ist. Die Bedeutsamkeit des Liberalkonservatismus erschöpft sich nicht darin, in einigen Fragen richtig gelegen oder gar der »stille Sieger« (Nolte 2004: VII) intellektueller Kämpfe gewesen zu sein, sondern liegt vielmehr in der Art der Fragestellung und in einem spezifischen Zugriff auf Probleme. Ob mit Ritter oder gar in seiner Schule eine »philosophische Theorie der Moderne« (Schweda 2013) vorliegt, das sei einmal dahingestellt, zumal nie genau zu spezifizieren ist, von welcher Moderne gerade die Rede sein soll und die Sozialtheorie mittlerweile von einer Pluralität von »Modernen« ausgehen muss. Bemerkenswert bleibt jedoch, dass im Blick auf das politische Denken bestimmte Herangehensweisen der Ritter-Schule aktuell bleiben.

Ein Kernproblem gesellschaftlichen und politischen Wandels besteht darin, wie sich Institutionen an Veränderungen anpassen und zugleich ihre Legitimität bewahren können. Lübbe und Marquard haben die sittliche Bedeutung, die Entlastungs- und Stabilisierungsfunktion von Institutionen stets betont, aber zugleich auf ihre Reflexionsbedürftigkeit hingewiesen. Das Kriterium für politische Institutionen bleibt ihre Fähigkeit, individuelle Freiheiten zu sichern und gesellschaftliche Operationen berechenbar zu halten. Im demokratischen Staat heißt das aber auch, dass sie transparent gehalten werden müssen und ihre Existenz nicht zum Selbstzweck wird. Vonseiten der Ritter-Schule ist zudem immer wieder gegen die vermeintlichen Sachzwänge politischen Handelns Stellung bezogen worden. Weder darf man technokratischen Eliten unbeschränktes Vertrauen entgegenbringen, noch lassen sich politische Entscheidungen aufgrund ihrer vermeintlichen Alternativlosigkeit legitimieren. Vielmehr sollen die Bürgerinnen und Bürger dazu befähigt werden, Richtungsentscheidungen politischer Entwicklung selbst mitzubestimmen; Hermann Lübbe wurde nicht müde, deshalb von Demokratisierungszwängen zu sprechen, weil viele Fragen rein sachlich gar nicht abschließend zu begründen seien (Lübbe 2014: 43ff., 63 ff.). Die Aktualität einer solchen Auffassung wird besonders deutlich, wenn man sich mit der Vision einer global governance befasst, in der neue, nicht demokratisch legitimierte Akteure auftreten und für objektive Problemlösungskompetenz werben (Willke 2014).

Die Sensibilität der Ritter-Schüler für Kompensationsprozesse, für die Entstehung von Gegengewichten und Widerlagern zu vermeintlich alles dominierenden Globalisierungsprozessen weitet den Blick für die Chancen der Demokratie auf regionaler und föderaler Ebene. Auch hier lohnt es sich, mit Hermann Lübbe die konkrete bürgerliche Lebenswelt des Einzelnen ernst zu nehmen und nicht voreilig Steuerungs- und Entscheidungsfragen an höhere politische Ebenen zu delegieren. Der kommunitaristische Zug im liberalkonservativen Denken, der regionale, religiöse oder andere gemeinschaftsbegründende Identitäten ernst nimmt und mit deren politischer Mobilisierungskraft rechnet, ist lange übersehen worden. Insofern waren die Ritterianer nie gefährdet, modernisierungsgewiss ein Verschwinden der Religion anzunehmen, um diese dann später, als neue Fundamentalismen wirkungsmächtig wurden, als Thema wiederzuentdecken. Sogar das lange Zeit belächelte Beharren auf der Gefahr ideologischer Mobilisierung, die viele als Relikt des Kalten Krieges betrachtete, hat einen Spürsinn für Relevanzen erkennen lassen. Im Lichte neuer autokratischer, populistischer und neonationalistischer Regime, die die Vorstellung vom liberalen Ende der Geschichte falsifiziert haben, behält der Blick auf ideologische Massenmobilisierung seine Dringlichkeit. Die Begründung der liberalen Demokratie ist in diesen Konstellationen keine Theorie des Selbstverständlichen mehr, sondern bedarf weiterhin starker Argumente. Feinsinnige Diskurse über eine Demokratisierung der Demokratie sind existentiellen Bedürfnissen gewichen, liberaldemokratische Wehrhaftigkeit und Stabilität unter Beweis zu stellen.

 

Inkompetenzkompensationskompetenz

Dass die Ritter-Schüler ihrerseits nicht erkennbar schulbildend gewirkt haben, lässt sich vermutlich aus ihrem Pragmatismus, ihrem bewussten Verzicht auf die Erarbeitung einer Großtheorie und aus dem reaktiven Gestus ihrer intellektuellen Anstrengungen erklären. Vor allem Hermann Lübbes interdisziplinäre kulturphilosophische Interpretation gegenwärtiger Zivilisationsdynamik hat mittlerweile ihre praxisorientierte Komponente erkennen lassen. Es ist bisher nicht hinreichend gewürdigt worden, mit welcher immensen Energie Lübbe sich auf den unterschiedlichsten Forschungsfeldern zwischen Sozialwissenschaften, Politikwissenschaft, Geschichtstheorie oder Religionssoziologie hervorgetan hat und damit nebenbei den fachimmanenten Trend zur Spezialisierung unterläuft. Gemeinsam mit Marquard und Spaemann hat er nun über Jahrzehnte den Beweis erbracht, dass Philosophie nicht nur »Inkompetenzkompensationskompetenz« (Marquard) ist, sondern mit Bedacht angewandt zur intellektuellen Intervention in vielen Fragen befähigt.

Es spricht meiner Ansicht nicht gegen den Schulzusammenhang, dass die Katholiken Böckenförde und Spaemann, der Kulturprotestant Lübbe und der Skeptiker Marquard in manchen religiös und weltanschaulich (um diesen zu Unrecht aus der Mode gekommenen Begriff zu verwenden) geprägten gesellschaftspolitischen Fragen erheblich differierten. Vielmehr blieb es das Zeichen eines toleranten, pluralistisch orientierten Liberalismus, moralische Fragen nicht im Vorhinein zum Gegenstand theoretischer Festlegungen zu machen und unterschiedliche politische Positionen zuzulassen. Dass Ritter und seine Schüler stets dazu neigten, das Vernünftige im Wirklichen zu suchen, ist ihnen immer wieder vorgehalten worden. In ihrer ermutigenden Lesart war die moderne bürgerliche Welt eher Nicht-Krise als Krise, die Bundesrepublik keine misslungene Revolution, sondern eine gelungene Demokratie, um Odo Marquard zu paraphrasieren. Darin liegt keine unkritische Affirmation, denn die Gründe für die Geltungsvoraussetzung der politischen Ordnung werden ernst genommen, die Beschleunigungsphänomene des zivilisatorischen Fortschritts werden als Herausforderungen problematisiert (Lübbe 1992).[5] Vielleicht fördert es die Attraktivität, dass die Ritter-Schüler zwar keine Euphoriker der Moderne sind, aber sich durch sie nicht erschüttern oder zum Kulturpessimismus hinreißen lassen. Ihre politische Philosophie fördert den praktischen Zugriff auf Probleme, deren Bewältigung möglich erscheint, und verbreitet dadurch Zuversicht. In einem notwendigerweise vielstimmigen philosophischen Diskurs zwischen Perfektibilitätsphantasien und Hyperkritizismus wird eine solche Position des Ausgleichs und der Moderation ihren Platz behaupten.

Odo Marquards Maxime »vernünftig ist, wer den Ausnahmezustand vermeidet« bleibt eine kluge Leitlinie demokratischer Politik. Aber die Demokratien des Westens sind dazu aufgefordert, die Bedrohungen der Ordnung mitzudenken und Normalitätsgewissheiten nicht einzufrieren. Man sollte es dieser Tage nicht bei Selbstbezichtigungen liberaler Blindheit belassen. Aus Selbstkritik und Fehlerkorrektur ist in der Geschichte des Westens (um Heinrich August Winklers zu Unrecht kritisierte, normativ notwendige Identitätsformel bewusst zu gebrauchen) immer wieder die Fähigkeit zur Erneuerung erwachsen. Der Westen muss und kann erklären, wofür er steht: Freiheit, Menschenrechte, eine Kultur der Toleranz und der Kampf gegen Armut und Ungleichheit sind keine Sprechblasen, sondern feste Überzeugungen. Sie geben Orientierung bei der Bestimmung des Allgemeinen, das eben über die simplen Sicherheits- und Wohlstandsbedürfnisse des Einzelnen hinausgeht. Sie gehen einher mit einer nachhaltigen Identifikations- und Bekenntnisbereitschaft.

In der amerikanischen Debatte haben kritische Liberale wie Richard Rorty oder Mark Lilla die Linke früh dafür gescholten, die soziale Frage und das Allgemeine zugunsten von identity politics vernachlässigt zu haben. Es wäre zu billig, die Linke allein für den Verlust gesellschaftlicher Solidaritätsbeziehungen verantwortlich zu machen, denn die Zurückhaltung, neben bürgerlichen Freiheiten auch Pflichten zu thematisieren und über das Alltägliche hinaus Diskussionen über das Gemeinwohl anzustoßen, betrifft die politische Philosophie insgesamt. Eine Rückbesinnung auf die Ritter-Schule und den bundesrepublikanischen Liberalkonservatismus als Orientierung und Identitätsressource mag heute helfen. »Never let a good crisis go to waste«, wusste Winston Churchill, und in diesem Sinne bieten auch die derzeitigen Katastrophenszenarien das Potential, nachhaltige Lernerfahrungen zu befördern und sich der existentiellen Grundlagen der Freiheit bewusst zu werden, um sie zu schützen und zu kräftigen.

Literatur

Aron, Raymond (1957): Opium für Intellektuelle oder die Sucht nach Weltanschauung, Köln.

Bell, Daniel (20022): The End of Ideology. On the Exhaustion of Political Ideas in The Fifties [1960], Cambridge.

Böckenförde, Ernst-Wolfgang (1976): »Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation«, in: ders., Staat, Gesellschaft, Freiheit. Studien zur Staatstheorie und zum Verfassungsrecht, Frankfurt a.M., S. 42–64.

Brunkhorst, Hauke (1987): Der Intellektuelle im Land der Mandarine, Frankfurt a.M.

Dubiel, Helmut (1985): Was ist Neokonservatismus?, Frankfurt a.M.

Habermas, Jürgen (1981): Kleine Politische Schriften I-IV, Frankfurt a.M.

Habermas, Jürgen (1985): Die neue Unübersichtlichkeit. Kleine Politische Schriften V, Frankfurt a.M..

Habermas, Jürgen (1995): Die Normalität einer Berliner Republik. Kleine Politische Schriften VIII, Frankfurt a.M.

Hacke, Jens (20082): Philosophie der Bürgerlichkeit. Die liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik, Göttingen.

Hermann Lübbe (1992): Im Zug der Zeit. Verkürzter Aufenthalt in der Gegenwart, Berlin.

Hilger, Norbert (1995): Deutscher Neokonservatismus – das Beispiel Hermann Lübbes, Baden-Baden.

Kaube, Jürgen (2013): Aufklärung ohne Rettungsversprechen. Die Denkfigur, die einem ein Licht aufsteckt: Zum Tod unseres Kollegen Henning Ritter, Frankfurter Allgemeine Zeitung (25.6.2013), S. 25.

Kriele, Martin (1979): Recht und praktische Vernunft, Göttingen.

Leggewie, Claus (1989): Der Geist steht rechts. Ausflüge in die Krise der Union, aktualisierte Neuausgabe, Berlin.

Lübbe, Hermann (1971): Theorie und Entscheidung. Studien zum Primat der praktischen Vernunft, Freiburg i.Br.

Lübbe, Hermann (1975): Fortschritt als Orientierungsproblem. Aufklärung in der Gegenwart, Freiburg i.Br.

Lübbe, Hermann (1979): »Preis der Freiheit«, in: Hans Michael Baumgartner (hrsg.): Prinzip Freiheit. Eine Auseinandersetzung um Chancen und Grenzen transzendentalphilosophischen Denkens. Zum 65. Geburtstag von Hermann Krings, Freiburg i.Br./München, S. 187–200

Lübbe, Hermann (1988): »Carl Schmitt liberal rezipiert«, in: Helmut Quaritsch (hrsg.): Complexio Oppositorum. Über Carl Schmitt, Berlin, S. 427–440.

Lübbe, Hermann (2014): Zivilisationsdynamik. Ernüchterter Fortschritt politisch und kulturell, Basel.

Marquard, Odo (1965): »Zur Geschichte des philosophischen Begriffs ›Anthropologie‹ seit dem Ende des 18. Jahrhunderts«, in: Collegium Philosophicum. Studien. Joachim Ritter zum 60. Geburtstag, Basel, S. 209–239.

Marquard, Odo (2003): »Ich bin ein Weigerungsverweigerer«. Ein Gespräch mit Odo Marquard, in: Ästhetik & Kommunikation 34, Heft 122/123, S. 77–81.

Marquard, Odo (2004): »Mut zur Bürgerlichkeit. Vernünftig ist, wer den Ausnahmezustand vermeidet« [1995], in: ders., Individuum und Gewaltenteilung. Philosophische Studien, Stuttgart, S. 91–96.

Nolte, Paul (2004): Skeptiker der Moderne. Wir sollten Hermann Lübbe zum Sieger erklären: Die Forderungen des »Neokonservativen« nach Entschleunigung und kultureller Einhegung haben sich längst durchgesetzt, in: die tageszeitung (28.8.2004), taz mag, S. VII.

Ritter, Joachim (2003): »Das bürgerliche Leben. Zur aristotelischen Theorie des Glücks« [1956], in: ders., Metaphysik und Politik. Studien zu Aristoteles und Hegel. Erweiterte Neuausgabe. Mit einem Nachwort von Odo Marquard, Frankfurt a.M., S. 57–105.

Ritter, Joachim (2003): »Subjektivität und industrielle Gesellschaft. Zu Hegels Theorie der Subjektivität« [1961], in: ders., Metaphysik und Politik. Studien zu Aristoteles und Hegel. Erweiterte Neuausgabe. Mit einem Nachwort von Odo Marquard, Frankfurt a.M., S. 357–376.

Rosa, Hartmut (2005): Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne, Frankfurt a.M.

Saage, Richard (1983): »Neokonservatives Denken in der Bundesrepublik«, in: Iring Fetscher (hrsg.): Neokonservative und »Neue Rechte«, München, S. 68–116.

Schildt, Axel: (2013): »Zur Durchsetzung einer Apologie. Hermann Lübbes Vortrag zum 50. Jahrestag des 30. Januar 1933«, in: Zeithistorische Forschungen 10, Heft 1, S. 148–152.

Schlak, Stephan (2008): Wilhelm Hennis. Szenen einer Ideengeschichte der Bundesrepublik, München.

Schweda, Mark (2013): Entzweiung und Kompensation. Joachim Ritters philosophische Theorie der modernen Welt, Freiburg/München.

Schweda, Mark (2015): Joachim Ritter und die Ritter-Schule zur Einführung, Hamburg.

Spaemann, Robert (1977): Zur Kritik der politischen Utopie. Zehn Kapitel politischer Philosophie, Stuttgart.

Spaemann, Robert (1989): Glück und Wohlwollen. Versuch über Ethik, Stuttgart.

Willke, Helmut (2014): Demokratie in Zeiten der Konfusion, Berlin.



[1] Zur Typologie dieser liberalkonservativen Denker vgl. Hacke (2008), Schlak (2008).

[2] Siehe den klugen Überblick von Schweda (2015).

[3] Briefliche Auskunft von Odo Marquard an den Verfasser vom 29.8.2003.

[4] Dass Lübbes Diagnose kein normatives Programm, sondern eine phänomenologische Beschreibung war verkennt weiterhin Schildt (2013).

[5] In den Grundgedanken wird Lübbes Theorie der Beschleunigung auch aufgegriffen von Hartmut Rosa (2005).