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Nr. 2 / 2021
Wohnen
Wohnen

Beziehungsweise(n) wohnen – Feministische Gedanken zum Wohnen in der Krise

„‚Wohnen‘ und ‚leben‘ sind keine Gegenbegriffe,
sondern zwei Falten einer existenziellen Situation.“
(Hasse 2019, 14)

Warum ist es gerade in Zeiten der Krise ertragreich, sich dem Phänomen Wohnen aus einer kritisch-feministischen und somit auch immer multidimensionalen Perspektive zunähern? In alltagsweltlicher Hinsicht scheint uns allen klar zu sein, was mit Wohnen gemeint ist. Jeder Mensch wohnt auf die eine oder andere Art und Weise; wir haben also konkrete Erfahrungen und Assoziationen zu diesem Begriff. Wie für viele andere Phänomene stellt sich allerdings auch für eine philosophische Beschäftigung mit Wohnen die Herausforderung, das für selbstverständlich genommene Alltagsverständnis in einen allgemeineren, intersubjektiv gültigen und theoretisch informierten Zusammenhang zu stellen und zu fragen: Was bedeutet es, zu wohnen? In dem folgenden Essay werde ich theoretisch-konzeptionelle Erkundungenin den materialistischen Feminismus vollziehen, um diese Frage zu klären und neue Perspektiven aufzuwerfen. Mittels verschiedener theoretischer Bezüge und empirischer Beispiele werde ich unterschiedlich gelagerte Reflexionen zu und Lesarten von Wohnen vorstellen und im Kontext der aktuellen Krise entwickeln. Ein Ziel dieses Beitrags ist es dementsprechend, das vermeintlich Klare zu hinterfragen und dadurch Wohnen systematisch zu bedenken, nämlich als eine soziale und ökonomische Beziehungsweise.

Wohnen und Krise

„(...) housing is central to questions of social justice, inequality and geography. It is the setting in which homes and communities are made; it is the sphere most explicitly associated with caring services and relationships; it is an anchor for negotiating the respective roles of states, markets and families.“ (Smith, 2005, 3)

Die sogenannte „Wohnungskrise“ ist in Deutschland spätestens seit 2015 und durch die Corona-Krise noch einmal verschärft seit 2020 wieder in aller Munde. Für einen Großteil der Bevölkerung ist das Leben in der Stadt kaum oder gar nicht mehr leistbar, denn die Mieten sind in den letzten zehn Jahren, insbesondere in den Metropolregionen, Ballungszentren und Universitätsstädten, rasant angestiegen: Haben beispielsweise zur Miete wohnende Haushalte in Frankfurt am Main 2012 noch durchschnittlich 10,04 Euro pro Quadratmeter für ihre Miete bezahlt, so sind es 2021 schon 13,52 Euro pro Quadratmeter Das bedeutet bei einer 70-Quadratmerter-Wohnung ein Mehr von knapp 250 Euro Mietkosten pro Monat – dies bei gleichzeitig stagnierenden Reallöhnen, vor allem im Niedriglohnsektor, und insgesamt steigenden Verbraucherpreisen. Insbesondere Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen setzt diese Entwicklung enorm unter Druck, verschärft auch nochmal dadurch, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID19-Pandemie, beispielsweise Kurzarbeit, nicht selten mit Lohnausfällen oder sogar Arbeitslosigkeit einhergegangen sind. Die Konsequenz ist, dass viele Haushalte heute deutlich mehr ihres monatlich verfügbaren Einkommens für das Wohnen ausgeben müssen als noch Mitte der 2000er und/oder inzwischen in eine kleinere, dem individuellen Bedarf nicht mehr gerechte Wohnung oder ins Umland verdrängt worden sind. Zeitgleich fahren große, an der Börse gelistete Immobilienkonzerne wie Vonovia und die Deutsche Wohnen Milliardengewinne ein und die Politik ringt um zeitnahe Antworten und langfristige Lösungen gegen die Not. Kurzum: „Wohnen ist die neue soziale Frage“ (Vollmer 2018) und die Krise ist heute so brisant wie schon lange nicht mehr.

 Wie konnte es dazu kommen? Krisenhaft ist das Wohnen in den Städten heute deshalb; weil die marktförmige Organisation der Wohnraumversorgung für verschiedene soziale Gruppen einen ungleichen Zugang zum lebensnotwendigen Gut „Zuhause“ erzeugt: Vor allem einkommensarme Haushalte[1] sowie Asylsuchende und Flüchtlinge[2]; aber auch Frauen* werden auf angespannten Märkten strukturell benachteiligt. Denn durch die ökonomischen Ressourcen der Haushalte wird sowohl der Wohnstandort in der Stadt bestimmt – und damit der ungleiche Zugang zu sozialen Infrastrukturen, Nahversorgung und anderen Einrichtungen der Daseinsvorsorge – als auch die Größe und Qualität der Wohnung. Vor dem Hintergrund der Gleichzeitigkeit der sozialen und ökonomischen Transformationen des Strukturwandels und des Abbaus wohlfahrtstaatlicher Absicherungssysteme hat sich spätestens seit den 1980er Jahren eine Verschärfung sozialer Ungleichheit entlang von Klasse, Gender und Race in den physischen Raum der Städte eingeschrieben. Nicht ohne Grund ist „Sag‘ mir, wo Du wohnst, und ich sag‘ Dir, wer Du bist!“ (Dangschat 1997) zum geflügelten Wort geworden, das auf die unterschiedlichen sozialen Milieus in Stadtvierteln verweist. Die ungleiche Verteilung von Wohnlagen nach sozialen Gruppen steht dabei in engem Wechselverhältnis zu Ein- und Ausschlussmechanismen am Markt: Ob „eine Wohnung“ ihren Bewohner*innen als Behausung Zuflucht und Sicherheit gibt oder nicht, wird also in unserer Gesellschaft durch die ungleichen sozialen, ökonomischen und räumlichen Verhältnisse bestimmt.

Wir sprechen heute deshalb wieder von einer Krise des Wohnens, weil Wohnungskrisen in kapitalistischen Ökonomien zyklisch auftreten; zumeist durch staatliche Eingriffe in den Markt zwar raum–zeitlich verschoben werden können, aber aufgrund einer ausbleibenden dauerhaften De-Kommodifizierung der „Ware Wohnen“ nicht gelöst werden (Holm 2013). Kritiker*innen verweisen in diesem Zusammenhang auf den strukturellen Widerspruch einer marktvermittelten Wohnungsversorgung, der aus der Doppelfunktion der Wohnung als Reproduktionsmittel und Ware erwächst (Holm 2011). Aufgrund der „soziale[n] Blindheit des Marktes“ (Krätke 1995, 196) werden unter kapitalistischen Bedingungen untere Einkommensschichten bei der Wohnraumversorgung benachteiligt, da die besondere Beschaffenheit des Gutes Wohnen sowie die spezifische Funktionsweise von Wohnungsmärkten eine sozial und räumlich polarisierte Verteilung von Wohnraum notwendig hervorbringen – eine Wohnung ist eben kein Verbrauchsgut wie ein Toaster (Bolyos, 2021). Brisant ist, dass die zentralen wohnungspolitischen Steuerungsinstrumente der BRD[3] überwiegend die mittleren und oberen Einkommensschichten begünstigen und so zu einer „Umverteilung von unten nach oben“ beitragen (Häußermann/Siebel 1996, 162). Die strengen Angemessenheitsgrenzen der „Kosten der Unterkunft“[4] fungieren beispielsweise auf angespannten Märkten als „Motor der Prekarisierung“ von Transferleistungsempfänger*innen (Holm 2019, 102). Auch die große Welle der Privatisierung kommunaler Wohnungsbestände in den 1990er und 2000er Jahren ebenso wie das Auslaufen der Sozialbindung von öffentlich geförderten Wohnungen haben dazu beigetragen, dass Menschen mit geringen und mittleren Einkommen Schwierigkeiten haben, ein bezahlbares Zuhause zu finden. In diesem Kontext haben zahlreiche Studien den Zusammenhang von unternehmerischen Stadtpolitiken und Gentrifizierung, also der Verdrängung einkommensschwacher durch einkommensstärkere Bevölkerungsschichten, aufgedeckt. Neben der Analyse dieser wiederkehrenden „quantitativen Wohnungsfrage“ (Holm 2019, 101) sind auch qualitative Versorgungsdefizite beleuchtet worden. Gezielte Desinvestitionsstrategien institutioneller Investoren wie Vonovia haben vielerorts längst überwunden geglaubte Probleme wie Instandhaltungsstau, Verwahrlosung des Wohnumfeldes und unzureichende Hausverwaltung wieder in das Blickfeld der politischen Öffentlichkeit und Wissenschaft gerückt. An der jüngsten „Rückkehr der Wohnungsfrage“ (Rink et al. 2015) zeigt sich die Widersprüchlichkeit der Organisation eines Grundbedürfnisses am Markt.

Mit Blick auf die ungleichen Wohnverhältnisse ist auch auf die sozialpolitische Relevanz der Wohnungsversorgung hinzuweisen. Diese besteht „nicht nur im Kontext der Zugangschance und der Qualität einer als existentiell angesehen [sic!] Grundvoraussetzung der Reproduktion, sondern darüber hinaus in den die gesellschaftliche Lage bestimmenden Wirkungen von Wohnbedingungen.“ (Holm 2013, 2) Aus dieser Perspektive sind die Folgen des Wandels von der „Wohnungspolitik zur Wohnungsmarktpolitik“ (Heinelt 2004, 38, H.i.O.) nicht nur als Bedrohung für die Sicherung des menschlichen Grundbedürfnisses Wohnen, sondern auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die integrative Funktion von Städten einzustufen. Das Zusammenwirken der tiefgreifenden Neoliberalisierung der Wohnungspolitik auf allen Ebenen staatlicher Organisation, der globalen Verflechtung von Immobilien- und Finanzmärkten, der unternehmerischen Ausrichtung lokaler Politiken und der zunehmenden Ökonomisierung wohlfahrtstaatlicher Sozialsysteme hat den Zugang zu und die Qualität der Wohnraumversorgung einer Abhängigkeit von den ökonomischen Ressourcen der Bewohner*innen unterworfen. Dies bedeutet insbesondere für untere und mittlere Einkommensschichten sowie Single-Haushalte und große Familien, dass sie entweder an den topographischen Rand der Städte gedrängt werden oder weit mehr als die als leistbar geltenden 40 % ihres Einkommens für Wohnkosten ausgeben (Holm et al. 2018). Die Stadtforscher Lebuhn et al. (2017) haben in einer Studie aufgezeigt, dass Haushalten mit weniger als 60 % des durchschnittlichen Bruttoeinkommens nach Abzug der Mietkosten häufig nur noch deutlich weniger als der Regelsatz nach SGB II verbleiben (S. 78). Gerade auf angespannten Märkten sind daher immer größere Teile der Bevölkerung von „Wohnungsarmut“ (Breckner, 1995) betroffen, Einschränkungen der gesellschaftlichen Teilhabe und Lebenschancen, für welche die Wohnbedingungen und Strukturen der Wohnungsversorgung ursächlich sind.

Auf der Ebene der Akteur*innen geraten in der Diskussion um „die neue Wohnungsfrage“ besonders die sogenannten „Pioniere“ der Gentrifizierung sowie die großen „Immobilienhaie“ in den Blick. Wenig Beachtung finden hingegen soziale Gruppen, die von Wohnungsnot, Prekarisierungserfahrungen und Verdrängung betroffen sind. Eine Auseinandersetzung mit prekären Wohnverhältnisse aus einer solchen Perspektive scheint jedoch sinnvoll, da sie Anknüpfungspunkte für eine Politisierung der krisenhaften sozialen Reproduktion in dem ‚Zur-Ware-gewordenen-Zuhause‘ bietet, die sich vor dem Hintergrund der aktuellen COVID19-Pandemie geradezu aufdrängt. Vor dem Hintergrund, dass „[h]insichtlich des Zusammenhangs  von ungleichen sozialen Lagen und den Wohnverhältnissen in den Städten [...] wenig Veränderung zugunsten einer Entzerrung dieses Zusammenhangs zu erwarten, stattdessen von seiner weiteren Verfestigung auszugehen [ist]“ (Kemper 2018), erscheint es außerdem notwendig, das wechselseitige Verhältnis von dem „physische[n] Substrat des Wohnens, [der] Wohnbauten“ und dem „soziale[n] Substrat des Wohnens, [der] Lebensweise“ (Häußermann/Siebel 1996, 11) in die Überlegungen mit einzubeziehen. Im Folgenden möchte ich eine solche integrierte Betrachtungsweise von der Wohnung-als-Zuhause mit Fokussierung auf die Zusammenhänge zwischen Prekarisierung und Fürsorge im Lebensbereich Wohnen aus feministischer Perspektive herleiten.

Foto: Tabea Latocha

Krise und soziale Reproduktion

Standen in den Konflikten um Wohnungsfragen der letzten Jahre vor allem die Kommodifizierung und der Tauschwert von Wohnraum im Mittelpunkt, ist mit der Corona-Pandemie ganz plötzlich der Gebrauchswert von Wohnraum als Ort des Rückzugs, aber auch der Arbeit und Pflege von Angehörigen weltweit in das Zentrum politischer Diskurse und Krisenmaßnahmen gerückt. Die sozial ungleiche Betroffenheit von der Krisenmaßnahme #stayathome hat dabei deutlich gemacht, dass die seit Jahren wissenschaftlich diskutierte Wohnungskrise eine Krise der sozialen Reproduktion ist, die die Gesellschaft polarisiert. Denn die Wohnung-als-Zuhause ist grundlegende Voraussetzung für die Zirkulation des Alltags und die Entfaltung individueller Lebensentwürfe, aber auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die soziale Integration. Gerät dieses life support system, wie es David Harvey nennt, aus der Balance, hat dies negative Folgen für alle Aspekte der Existenz.

Angesichts der Individualisierung von Haus- und Sorgearbeit und der gleichzeiteigen Neoliberalisierung der Wohnraumversorgung ist die Sorgequalität von Wohnen auch in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Betrachtungen gerückt. Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen fordern auf, zu fragen, „how housing systems organize the possibilities of care giving and receiving at a household and social scale“ (Power/Mee 2020, 489). Bereits in den 1970er-Jahren haben Feminist*innen aus der Kritik am Marxismus heraus proklamiert: Das Private ist politisch! Vertreter*innen der sogenannten „Lohn für Hausarbeit“ Debatte haben offengelegt, wie in der Wohnung und durch die Wohnungspolitik patriarchale Machtstrukturen etabliert und bürgerliche Geschlechterverhältnisse materialisiert worden sind. Die Wohnung, wie wir sie heute kennen, ist räumlich und in ihrer gesellschaftlichen Imagination als das Private im Gegensatz zur Öffentlichkeit, eine zutiefst vergeschlechtlichte und klassistische Konstruktion (Kuschinski 2019, 126). Durch die Herausbildung der bürgerlichen Wohnweise als  Idealtypus des modernen Wohnens  (Häußermann/Siebel 1996, 13) sind die Trennung von Arbeit und Wohnen, die Herausbildung der Wohnung als Ort der Kleinfamilie und der Intimität sowie die Kommodifizierung der Wohnung als Ware zum Zweck der Disziplinierung der Arbeiterklasse hegemonial geworden. Beim Wohnen sind also gesellschaftliche Strukturen und das Handeln der Subjekte durch die Organisation der sozialen Reproduktion in der Wohnung-als-Zuhause „obgleich analytisch trennbar, mit einander verwoben.“ (Künkel 2014, 4).

Ich möchte beginnen mit einigen theoretischen Blitzlichtern auf die materialistisch- feministische Kapitalismuskritik der 1970er-Jahre, die seitdem einen eigenen Theorie- und Forschungsstrang der Kritischen Gesellschaftstheorie bildet. Der Ausgangspunkt der entwickelten Kritik war die sogenannte „Hausarbeitsdebatte“ und die westliche Feministische Marxkritik, die am Marxistischen Verständnis von sozialer Reproduktion im Fordismus ansetzte. Während im Marxismus der Fokus auf der Reproduktion der Produktionsmittel und -verhältnisse liegt; somit soziale Reproduktion auf die Ware Arbeitskraft beschränkt wird, liegt der Schwerpunkt des fordismuskritischen Marxistischen Feminismus auf der Reproduktion des menschlichen Lebens. Ausgangspunkt der feministischen Kritik im Fordismus war, dass im Marxismus seinerzeit eine nicht (mehr)wertschaffende Tätigkeit als unproduktiv angesehen wurde, also eine strukturelle Trennung zwischen Produktions- und Reproduktionssphäre erfolgte. Der Materialistische Feminismus will eben diesen Dualismus, die Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenwiderspruch des Kapitalismus, aufheben. Er fordert, „Sorge als Arbeit“ anzuerkennen und zu entlohnen (Hartmann 2020, 22ff.). Der produktive Wert reproduktiver Tätigkeiten wie Care- und Hausarbeit wird dabei herausgestellt, weshalb der Wohnung-als-Zuhause eine zentrale politische Funktion zukommt. Kurzum: „[D]ie Wohnungsfrage [ist] nicht nur gesellschaftlich zentral, sondern sie ist und bleibt so lange feministisch, bis die Verschwisterung von Patriarchat und Kapitalismus ein Ende hat.“ (Kuschinski/Reichle 2020, 35).

Fassen wir an dieser Stelle zusammen: Die Wohnungsversorgung ist in mehrfacher Hinsicht von elementarer Bedeutung für Individuen, Gesellschaft und räumliche Entwicklung und auf komplexe Weise mit einer Vielzahl gesellschaftlicher Bereiche verwoben – dem Bodenmarkt, der Bauindustrie, Geschlechter- und Gesellschaftsverhältnissen, der Eigentumsfrage, der Zirkulation von Kapital, aber auch Fragen der Mobilität, Energieversorgung sowie Gesundheit. Wohnen spielt eine zentrale Rolle in der kapitalistischen politischen Ökonomie. Das bedeutet, dass die Ökonomie der Wohnraumversorgung aus einem politischen und sozialen Kontext erwächst, den es gilt, sichtbar zu machen. Sie ergibt sich nicht aus ökonomischen Sachzwängen, sondern ist gesellschaftlich eingerichtet und somit Ausdruck von den politischen Kräfteverhältnissen. Was bedeuten die dargestellten Thesen für eine Theoretisierung des Phänomens Wohnen? Aus Sicht einer Kritischen Gesellschaftstheorie (vgl. Adorno 1987; Demirovic 1999) geht es in den Wissenschaften darum, Verhältnisse der Wirklichkeit, von denen die Wissenschaft ausgeht, „[...] nicht als Gegebenheiten“ (Horkheimer 1988, 2017), sondern als sich selbst ständig wandelnde Produkte sozialer Praxis anzusehen (Belina 2013, 16). Dreierlei ist dabei wesentlich, um gesellschaftliche Machtverhältnisse zu denaturalisieren und deren historische Gewordenheit aufzuzeigen: (1) die strukturellen Rahmenbedingungen durch eine theoretisch informierte Auseinandersetzung mit dem betrachteten Gegenstand im Blick zu behalten, (2) im Sinne einer praxisbasierten Wissenschaft konkrete, erfahrbare Lebensverhältnisse zu fokussieren und (3) den emanzipatorischen Anspruch, bestehende Ungleichheiten zu überwinden, sichtbar zu machen (Belina et al. 2018, 8). Aufbauend auf einem solchen Verständnis muss das Ziel einer kritischen Betrachtung des Wohnens also sein, die Wechselbeziehungen von Raum und Gesellschaft, die die ungleiche Verteilung der ‚Ressource Wohnen‘ hervorbringen, herauszustellen, zu verstehen und zu diskutieren. Zentral ist dabei das Aufdecken des gesellschaftlich eingerichteten Widerspruchs zwischen der Wohnung als handelbare Ware auf dem Markt und Wohnen als einem menschlichen Grundbedürfnis. Der Konflikt dieser beiden Wertigkeiten, dem Tausch- und Gebrauchswert, erwächst aus den widersprüchlichen Bedingungen sozialer Reproduktion in kapitalistisch organisierten Gesellschaften. Diese Widersprüchlichkeit wird besonders am marginalisierten „Rand“ der Stadt(-gesellschaft) sichtbar.

Um die Mikropolitiken des Wohnens ontologisch zu fassen, bietet sich eine Konzeptualisierung von Wohnen als Sorgeinfrastruktur an. Diesen Ansatz möchte ich im folgenden letzten Abschnitt theoretisch herleiten und mit Beispielen erläutern. Dabei greife ich sowohl auf einschlägige Literatur als auch zwei Interviewgespräche zurück, die ich im Zuge meiner Masterthesis im Sommer 2020 geführt habe. Den Ausführungen möchte ich voranstellen, dass ich es als zentral ansehe, dass eine feministische Betrachtung des Lebensbereichs Wohnen nicht nur den Anspruch vertritt, gesellschaftliche Machtverhältnisse aufzudecken, sondern auch eine klare Positionierung und Solidarisierung mit politischen Kämpfen anstrebt. Dafür ist es notwendig, die eigene politisch-normative Verortung transparent zu machen. In diesem Sinne ergreife ich an dieser Stelle Partei für linke Alternativen zu neoliberaler Wohnungspolitik, die darauf abzielen, Wohnraum zu vergesellschaften, demokratisch zu verwalten und Wohnraumversorgung dauerhaft dem Markt zu entziehen.

Soziale Reproduktion und Wohnen

„to dwell is to hold together, as way of being in the world while caring, both the status quo and the potential to break through it.“ (Lancione 2020, 279)

Angelehnt ist die Konzeptualisierung von Wohnen als Sorgeinfrastruktur an eine feministische ‚Ethik der Fürsorge‘, welche in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit in den raumbezogenen und gesellschaftstheoretischen Wissenschaften erfahren hat. Zentraler Kritikpunkt solcher Ansätze ist die Individualisierung gesellschaftlicher Verantwortung, die Ökonomisierung des Sozialen sowie die daraus hervorgehende Kommodifizierung von Reproduktionsarbeit. Care wird dabei begriffen als „a species activity that includes everything that we do to maintain, continue, and repair our world so that we can live in it as well as possible. That world includes our bodies, our selves, and our environment, all of which we seek to interweave in a complex, life-sustaining web. ” (Fisher/Tronto 1990, 40). In Anlehnung an die Marx’sche Terminologie einer politischen Ökonomie wird angenommen, dass dem Staat durch die Steuerung und Organisation der wertformdominierten Wirtschaft eine zentrale Rolle bei der Vermittlung zwischen gesellschaftlichen Verhältnissen und dem Verhalten von Subjekten zukommt (vgl. Dück/Hajek 2019; Marx 1962 [1876], 59), welche insbesondere im Politikfeld Wohnen sichtbar wird. Aus feministischer Perspektive kann die Wohnung als Reproduktionsort und Wohnungspolitik im Zusammenhang mit der Reorganisation sozialer Reproduktion betrachtet werden (Kuschinski 2019, 125). Soziale Reproduktion ist bestimmt als „processes involved in maintaining and reproducing people, specifically the labouring population, and their labour power on a daily and generational basis […] It involves the provision of food, clothing, shelter, basic safety, and health care, along with the development and transmission of knowledge, social values, and cultural practices and the construction of individual and collective identities.“ (Bezanson/Luxton 2006, 3). In dieser weiten Begriffsdefinition umfasst soziale Reproduktion also Reproduktionsarbeit auf der Mikroebene der Haushalte (in den Wohnungen) und die Reproduktion gesellschaftlicher Strukturen auf der Makroebene (durch die Organisation der Wohnraumversorgung).

Wohnverhältnisse und Fürsorge sind durch die drei Dimensionen (1) Materialität, (2) Markt und (3) Governance miteinander verwoben:  Bezogen auf die erste Dimension Materialität (1) ist festzuhalten, dass „[...] care practices are shaped, and in turn inform, the socio-material and socio-temporal dimensions of home“ (Power/Mee 2020, 384). Denn in der Wohnung überlagern sich Facetten und Funktionen der Wohnung-als-Zuhause, die im Alltag unterschiedlich bewertet werden: das Zuhause als Treffpunkt mit Freund*innen, Arbeitsplatz, Privatsphäre, Geborgenheit und Hausarbeit oder die Wohnung als Altersvorsoge und Wertanlage – der Gebrauchswert kann nicht unabhängig dieser unterschiedlich wahrgenommenen physischen, sozialen und symbolischen Charakteristika und Bedürfnisse bewertet werden. David Harvey weist an dieser Stelle darauf hin, dass der Gebrauchswert einer Wohnung divers ist und das dessen Funktionsweise nicht generalisiert werden kann: „It is only when the characteristics of people are brought together with the characteristics of housing that use value takes on its real meaning“ (Harvey 1975 [1973], 159). Besonders prekär wird Wohnen dann, wenn durch „Zwangsimmobilität“ (Frieling, 2020) inadäquate Wohnverhältnisse, wie zum Beispiel Überbelegung oder unzureichende Barrierefreiheit, dauerhaft die (Selbst-)Fürsorge der Bewohner*innen unmöglich machen oder stark einschränken. Das life support system gerät aus der Balance und die Wohnverhältnisse können sich benachteiligend auf Lebens- und Teilhabechancen sowie die physische und mentale Gesundheit auswirken.

Foto: Tabea Latocha

Mit Blick auf die zweite Dimension Markt (2) möchte ich erneut darauf verweisen, dass die marktförmige Organisation der Wohnraumversorgung einen ungleichen Zugang zu Care erzeugt, da die Abhängigkeit des Zugangs zu Wohnraum von den ökonomischen Ressourcen der Haushalte sowohl den Wohnstandort bestimmt als auch die Qualität der Wohnung. Die Armuts- und Segregationsforscherin Susanne Gerull (2015) stellt hier für die BRD fest, dass insbesondere ALG-II Haushalte, (große) Familien mit Niedrigeinkommen sowie Asylsuchende und Flüchtlinge, die gegenüber solventen Haushalten im privaten Sektor benachteiligt behandelt werden, von Prekarisierung im Lebensbereich Wohnen betroffen sind (ebd. 8f.). So leben vor allem einkommensarme Haushalte in prekären Versorgungssituationen mit unter 20 Quadratmeter Wohnfläche pro Person (Holm et al. 2018, 59ff.). Nancy Fraser (2016b) spricht an dieser Stelle von einer gesellschaftlich eingerichteten „crisis of care“, die aus dem strukturellen Widerspruch zwischen der Unabdingbarkeit von relationalen Sorgebeziehungen und der kapitalistischen Organisation sozialer Reproduktion im (späten) Kapitalismus erwächst.

Mit der dritten Dimension Governance (3) möchte ich auf die Disziplinierung gesellschaftlicher Subjekte durch neoliberale Wohnungs- und Sozialpolitik hinweisen. Die Ideologie „Markt vor Staat“ funktioniert als ein „powerful imaginary shaping the organization of care“ (Power/Mee 2020, 496). Neoliberale Sozialpolitiken wie „asset-based welfare“ können wir als Gegensatz zu „relational care ethics“, also einer feministischen Ethik der Fürsorge, die nicht die Eigenverantwortung und Marktfähigkeit von Subjekten, sondern die gegenseitigen (Abhängigkeits-)Beziehungen und emotionalen Bindungen zwischen Menschen in den Vordergrund rückt, begreifen. Das Konzept der Responsibilisierung verweist vor dem Hintergrund der neoliberalen Transformation des Wohlfahrtstaates und der damit einhergehenden Individualisierung von Lebensrisiken auf die Anrufung gesellschaftlicher Subjekte zur Selbstvorsorge. Im Bereich des Wohnens findet diese neoliberale Fürsorgeethik Ausdruck in der Abstraktion der Wohnung als Ware am Markt, welche die soziale Beschaffenheit von Raum, die Ko-Konstitution von Raum und Gesellschaftsverhältnissen sowie die Möglichkeiten zu einer alternativen Wohnungsversorgung ausblendet. Das disziplinierende Moment von neoliberaler Wohnungspolitik wird somit verschleiert. Wie machtvoll die damit einhergehende gesellschaftliche Kodierung von Wohnraum über die „sozialen Möglichkeiten, Lebens- und Identitätsentwürfe“ (Strüver 2018: 43) entscheidet, zeigt das Beispiel der Eigenheimpolitik. Der damit gezeichnete Lebensentwurf der heteronormativen Kleinfamilie in der Suburbia, an deren Spitze der „lohnversklavte Patriarch“ steht, ist Ausdruck der sozialen, ökonomischen und räumlichen Mobilitätseinschränkung der „Hausfrau“ (Hayden 2018 [1981]) sowie der Unsichtbarmachung von Reproduktionsarbeit. Am Beispiel der sozialen Folgen der Foreclosure Crisis in den USA wiederum zeigt sich, wie „vergiftet“ das „Versprechen des Privateigentums“ (Nuss, 2018) ist. Die „Dekollektivierung“ von Vorsorge (Mertens 2015, 321) vermittelt über neoliberale Wohnungspolitik verschärft also tendenziell soziale Disparitäten (Hillmann et al. 2019, 142).

Zusammenfassend soll die Konzeptualisierung von Wohnen als Sorgeinfrastruktur einen neuen, feministisch informierten Blick auf das Phänomen Wohnen in und nach der Krise ermöglichen. Eine solche Lesart von Wohnungsfragen erlaubt eine integrierte und kritisch informierte Betrachtung des Lebensbereichs Wohnen als Locus ungleicher Reproduktionsbedingungen auf der mikrosozialen Ebene (im Haushalt), ohne dabei die strukturellen Transformationsprozesse der neoliberalen Reorganisation von Wohnen, Stadt- und Sozialpolitik aus dem Blick zu verlieren. Ein relationales Betrachten der strukturellen politökonomischen Ebene und der situativ-erlebten Subjekt-Perspektive von betroffenen Akteur*innen soll es ermöglichen, die konzeptionelle Trennung von „Wohnung“ und „Zuhause“, von „Privat“ und „Politisch“ aufzuheben. Durch eine dialektische Betrachtung von gelebten Wohnerfahrungen und ungleichen Machtverhältnissen, konzeptualisiert als zwei in reziprokem Wechselverhältnis zueinander stehenden Ebenen gesellschaftlicher Reproduktion, kann so der Nexus von Fürsorge, Prekarisierung und Wohnen ergründet werden. Es geht also darum, Wohnungspolitik und soziale Praktiken des Wohnens nicht getrennt voneinander, sondern durch die Funktion der Wohnung als Ort der Fürsorge und Reproduktion hindurch integriert zu betrachten. So wird es möglich, „[to] raise questions about how care (and neglect) flows through housing systems“ (Power/Mee 2020, 491).  Es wird erkennbar, dass die jeweils spezifische Ethik der Fürsorge, die in die Sozialpolitik und Regulierung der Wohnraumversorgung eingeschrieben ist, den ungleichen Zugang zu Wohnraum als Reproduktionsmittel hervorbringt und soziales Verhalten strukturiert.

Fazit: Wohnen als Beziehungsweise

Durch die aktuelle COVID-19-Pandemie offenbart sich die systematische Benachteiligung der ökonomisch subalternen Klassen auf städtischen Wohnungsmärkten als existenzielle Krise. In öffentlichen Debatten wird Marginalisierung räumlich wie sozial am Rand der Gesellschaft verortet. Die damit verbundene Vorstellung von einem entmächtigten „gesellschaftlichen Rand“ im sozial benachteiligten Quartier lässt jedoch außer Acht, wie sich Prekarisierung im Bereich des Wohnens überhaupt konstituiert und durch betroffene Subjekte im Alltag verhandelt wird. Die aktuelle Krise des Wohnens-als-Zuhause deutet vielmehr auf einen „breitgefächerte[n] Prekarisierungsstrom“ (Bourdieu 1998, 98), der das Feld des Wohnens auf der Ebene politischer Regulierung und der Ebene von Alltagspraxen und Subjektivierungsweisen durchfließt. Die zunehmende Ökonomisierung des Sozialen ist über die letzten Jahrzehnte in die Politik des Wohnraumversorgung eingeschrieben worden und reproduziert sich auf der Ebene sozialer Verhältnisse in Quartieren und Nachbarschaften.

An dieser Stelle wird auch der doppelte Sinngehalt des Titels deutlich: „Beziehungsweise(n) wohnen“ bedeutet einerseits, dass Wohnverhältnisse durch historisch geebnete Pfadabhängigkeiten in Eigentumsverhältnisse und Governance-Arrangements eingebettet sind, die gesellschaftliche Strukturen ordnen und reproduzieren (Beziehungsweise Wohnen). Sie generieren ein „specific framework of possibilities“ (Simone 2015 17) für die Handlungen und sozialreproduktiven Prozesse der Gesellschaft. Gleichzeitig ist die Wohnung-als-Zuhause aber auch das Produkt der kollektiven Erfahrungen und Lebensentwürfe ihrer Bewohner*innen und somit (potentiell) auch Ausgangspunkt für Widerstand, Solidarität und Alternativen zu normativen Idealbildern (Beziehungsweisen wohnen). Vor diesem Hintergrund scheint es wichtig, in Zukunft neben baulichen Belangen ein größeres Augenmerk auch auf die Stärkung von nachbarschaftlichen Versorgungsbeziehungen und Praktiken der Solidarität in Städten zu legen. Diese care-full Verknüpfungen gilt es auf Mikroebene zu stärken und in die Makrostrukturen des Wohnungssystems hineinzutragen. Denn es sind jene Reparaturprozesse, die den Gebrauchswert der Wohnung-als-Zuhause immer wieder neu herstellen und Prekarisierung entgegenwirken.

Abschließend möchte ich mit Blick auf vergangene und aktuelle Krisen im Bereich des Wohnens mit Judith Butler festhalten: „The opposite of precarity is not security, but, rather, the struggle for an egalitarian social and political order in which a livable interdependency becomes possible“ (Butler 2015, 68).

 

Literatur

Adorno, Theodor W.: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie. Darmstadt: Luchterhand (1987).

Belina, Belina: Raum. Zu den Grundlagen eines historisch-geographischen Materialismus. Münster: Westfälisches Dampfboot (2013).

Belina, Bernd, Naumann, Matthias, Strüver, Anke (Hg.): Handbuch kritische Stadtgeographie. Münster: Westfälisches Dampfboot (2018).

Bezanson, Kate, Luxton, Meg : Social Reproduction. Feminist Political Economy Challenges Neo-liberalism. Montreal: McGill-Queen’s University Press (2006).

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Bourdieu, Pierre: „Prekarität ist überall“ In: Gegenfeuer. Wortmeldungen. Im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion. Konstanz: UVK (1998).

Breckner, Ingrid: „Wohnungsarmut als Aspekt der Lebenslage. Empirische Befunde und Schlußfolgerungen für die Konzeptualisierung von Armut als Lebenslage“ In: Neue Armut. Frankfurt a.M.: Campus, (1995), 260-283.

Butler, Judith: Notes toward a performative theory of assembly. Cambridge, Mass./London: Harvard University Press (2015).

Dangschat, Jens: „Sag‘ mir, wo Du wohnst, und ich sag‘ Dir, wer Du bist! Zum aktuellen Stand der deutschen Segregationsforschung“ In: PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Vol. 27/109, (1997), 619-647.

Demirovic, Alexander: Der nonkonformistische Intellektuelle. Die Entwicklung der Kritischen Theorie zur Frankfurter Schule. Frankfurt a.M.: Suhrkamp (1999).

Dück, Julia, Hajek, Katharina: „Über die Kapitallogik hinaus – feministische Klassenpolitiken denken“ In: PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Vol. 49/197, (2019), 591-595.

Egner, Björn: „Wohnungspolitik seit 1945“ In: Gesucht! Gefunden? Alte und neue Wohnungsfragen. Aus Politik und Zeitgeschichte Schriftenreihe Band 10413, (2019), 60-73.

Fisher, Berenice, Tronto, Joan: “Toward a feminist theory of caring” In: Circules of Care. Albany: SUNY Press (1990).

Fraser, Nancy: “Contradictions of capital and care” In: New left review, Vol. 100, (2016a), 99-117.

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Frieling, H.-D.: „Hotspots Iduna-Zentrum und Groner Landstraße 9 – Über soziale Brennpunkte, unverantwortliche Wohnungseigentümer und sozialstaatliche Wohnungspolitik. Blogeintrag. Online: https://stadtentwicklunggoettingen.wordpress.com/2020/06/29/hotspotsidunazentrum-und-groner-landstrase-9-uber-soziale-brennpunkte-unverantwortliche-wohnungseigentumerund-sozialstaatliche-wohnungspolitik/  (2020).

Gerull, Susanne: „Benachteiligung von Familien im Lebenslagenbereich Wohnen“ Vortrag beim 14. Offenen Forum Familie am 26.-27.02.2015 in Nürnberg. Online: https://www.nuernberg.de/imperia/md/buendnis_fuer_familie/dokumente/plenum_susanne_gerull.pdf  (2015).

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[1] Einkommensarmut gilt als Schlüsselmerkmal von Armut und ist festgelegt in Relation zum regionalen oder nationalen Durchschnittseinkommen: Haushalte mit weniger als 60% gelten als einkommensarm (Gerull, 2015, 4).

[2] Ich verwende an dieser Stelle bewusst die in kritischen Diskursen als Pejorativum verhandelte Bezeichnung, da hier „Flüchtling“ im juristischen Sinne gemeint ist. „Flüchtlinge“ sind Personen, denen nach der Genfer Flüchtlingskonvention verbürgte Rechte zustehen wie z.B. der Anspruch auf eine individuelle Schutzprüfung vor der Anerkennung des „Flüchtlingsstatus“ (Kothen, 2016, 24).

[3] Egner (2019) unterscheidet zwischen den folgenden vier ‚großen Steuerungsinstrumenten‘ der bundesrepublikanischen Wohnungspolitik: Mietrecht (regulativ); Wohneigentumsförderung (Finanzierung, Objektförderung), Sozialer Wohnungsbau (Finanzierung, Objektförderung), Wohngeld (Finanzierung, Subjektförderung) (S. 61ff.).

[4] Hartz IV-Transferleistungen sehen neben dem Regelsatz auch einen Anspruch auf die Übernahme der sogenannten Kosten der Unterkunft und Heizung (kurz KdU) nach §22 des Sozialgesetzbuches II vor. Die Höhe der angemessenen Wohnkosten richtet sich dabei nach den örtlichen Richtlinien und dem Mietspiegel der Kommunen (vgl. hartziv.org, o.D.)